„Wir hätten uns mehr Engagement bei der Aufklärung gewünscht“, sagte Teresa Nentwig, die Leiterin der Göttinger Studie zur Causa „Pädophile als Pflegeväter“. Das Göttinger Institut hat Verstrickungen der Berliner Senatsjugendverwaltung zu Pädokriminellen Kreisen in den 70er Jahren untersucht. Unterlagen zu dem Projekt des Pädagogischen Zentrums Berlin, berichtet Nentwig, seien nur auf Nachfrage zur Verfügung gestellt worden. Der Antrag, die Schutzfrist einer wichtigen Akte zu verkürzen, sei abgelehnt worden. Auch Verbindungen zur Odenwaldschule, in der hunderte von Schülern sexueller Gewalt ausgeliefert waren, wurden bisher nicht näher untersucht.
Aufarbeitung ist die beste Prävention, und solange überall Strukturen geschützt werden, die Missbrauch ermöglichten (und vielleicht noch ermöglichen), sind Bekenntnisse zum Kinderschutz Worthülsen.
Der Verweis von NetzwerkB auf die geringen Möglichkeiten der Aufarbeitungs-Kommission ist berechtigt: Wie würde ich mich als Opfer des Berliner Senats fühlen (der
mich in den 70er Jahren Pädophilen zum Missbrauch zuführte), wenn ich der Kommission berichten dürfte – diese mir aber nur sagen könnte: „Danke fürs Erzählen, wir hoffen, Sie fühlen sich besser. Wir können und wollen aber leider nichts dazu beitragen, dass Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden.“
Ist die Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs das richtige Instrument für eine psycho-therapeutische Leistung an Opfern, und wenn nicht, was ist dann ihre Aufgabe? Kann ihre Arbeit zu mehr führen, als weiteres Material für Forschungen zu liefern – aber ist es wirklich mehr Forschung, die wir brauchen?