talking about sexual trauma

Our civilizations are traumatized by sexual violence. A poison we should neutralize by talking


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Buchtipp: „Das verfolgte Selbst“

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Der Titel sprach mich an, weil er mein Lebensgefühl als Kind und Jugendliche ausdrückte: Mein Selbst wurde verfolgt. Gewalt und Missbrauch waren die Mittel, gar nicht erst ein Selbst bei diesem Kind – mein eigenes Selbst – stark werden zu lassen, sondern es sich möglichst rabiat selbst zu entfremden und es total zu desorientieren, um es desto leichter lenken und manipulieren zu können.

Das ist, was ich schon damals instinktiv wußte: Dass es meinen Peiniger/innen eigentlich darum ging. Dass das u.a. deswegen ihr Ziel war, weil sie selbst so leer waren, und die Leere irgendwie füllen mussten, aus der immer wieder mal ein Zombie sich emporzustrecken drohte – nämlich das geschundene Kind, das sie mal waren – das zu begreifen habe ich dann noch sehr lange gebraucht. Von dem Buch erhoffte ich mir also etwas ganz Anderes als das, was es enthält: Ich wollte wissen, warum das Selbst so vieler Kinder verfolgt wird. Und was das bedeutet, Millionen ehemals verfolgter Selbst(e?s?) als Mitglieder unserer Gesellschaft zu haben.

Das Buch berichtet aber eher vom Stockholm-Syndrom dieser verfolgten „Selbste“: Wie Kinder, die Misshandlungen ausgesetzt sind, brav selbst die störenden Anteile bei sich selbst unterdrücken, so wie die übergriffigen Erwachsenen das ihnen ja beibringen, indem sie sie dazu zwingen. Dass das leider nicht automatisch endet, wenn man / frau erwachsen ist, und wie hilfreich und bereichernd es ist, damit aufzuhören Weiterlesen


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Klassiker „Date Rape“

Das werden viele kennen, von früher, als man oder frau noch unerfahren waren; und Mist verdammter, wie ich kürzlich las, gibt’s das 30 Jahre später immer noch: „Date Rape“ genannt, weil es passiert mit jemandem, den oder die man/frau freiwillig und hoffnungsvoll in sein Leben gelassen hatte. Und dann hat Man / Frau sich nicht genug gewehrt, gedacht: „Was soll’s“, oder „Mist, jetzt ist es wohl zu spät, nein zu sagen“ – oder wurde schlicht überwältigt, vergewaltigt von jemandem, dem er oder sie vertraute. Und kriegt den Vertrauensbruch nicht verarbeitet, kann sich nicht eingestehen, dass gerade ein Verbrechen stattgefunden hat. Oder man sich was hat „gefallen“ lassen, und es war total falsch und man hat den Ausstieg nicht hingekriegt, und macht sich selbst Vorwürfe. Wer geht da rechtzeitig ins Krankenhaus; und dann womöglich zur Polizei – man hört sie doch alle schon sagen: „Die waren doch zusammen“; oder „Da will sich bloß wer rächen“).

http://kleinerdrei.org/2017/02/ein-brief-an-den-mann-der-mich-missbraucht-hat/

Ich habe hier noch ein Comic zum Thema; und vorher noch ein paar Sätze aus dem Buch „Yes means yes“, die ich übersetze: Weiterlesen


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Sekundäre Viktimisierung – wozu?

Opfer einer Straftat bzw. eines Verbrechens zu werden ist schlimm genug. Die meisten Opfer können sich des Mitgefühls und der Strafverfolgung sicher sein. Außer diejenigen, die Opfer von Sexualverbrechen werden. Außer sie sind tot, das macht es einfacher: Man muss nicht mehr mit ihnen umgehen.

Das klingt zynisch, soll aber nur deutlich machen, was sekundäre Viktimisierung bedeutet: Dass man, einmal Opfer geworden, weiterhin immer wieder Opfer wird, nämlich der Ängste und Projektionen unserer Mitmenschen. Frauen, die vergewaltigt wurden, haben ein schlechtes Image – das haben Studien in Deutschland und in der Slovakei ergeben. Man schreibt ihnen negative Eigenschaften zu. Die meisten Menschen weichen dem Thema sexuelle Gewalt aus. Man behält die Erfahrung also besser für sich und behält auch seine Wut über die diesbezüglichen Zustände in der Welt besser für sich. Es herrscht da eine merkwürdige Blindheit, die sehr viele Menschen sich gerne erhalten möchten. Die Frage ist doch wohl, warum das so ist. Wenn sich Einbrüche häufen, wollen die meisten Leute ja sehr wohl wissen, woran das liegt.

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Philosophie der sexuellen Gewalt (1)

Sie hat einen Zweck, vielleicht sogar einen Sinn. Die Frage ist wichtig, weil wir ja alle eine Welt ohne sexuelle Gewalt wollen (jedenfalls wer auf diesem Blog schreibt oder liest). Sexuelle Gewalt gehört zu den allermeisten menschlichen Zivilisationen, und ich behaupte, dass sie nicht bloß das Ergebnis scheußlich verlaufener Kindheit ist. Sonst wäre das Problem schlicht ein Fall für Psychologen. So wird das ja bei uns auch gehandhabt. Und meist sind es die Opfer, die bei den Psychologen sind, nicht die Täter.

Das Problem: Es sind Millionen von Fällen. Schon in unseren dem Thema gegenüber ein wenig aufgeschlosseneren Gesellschaften. Von Gesellschaften, in denen sexuelle Gewalt offen zur Kultur gehört (also toleriert und kultiviert wird in Form von Kinder- und Zwangsehen, Bestrafung der Opfer), mal ganz zu schweigen. So viele Psychologen gibt es gar nicht.

„Sexuelle Gewalt hat einen Sinn“ lautet meine These. Die ich nicht in einem Post werde darlegen können.  Weiterlesen


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Opfer, Betroffene, Überlebende?

Was ist der richtige Ausdruck, wenn man als Kind oder Jugendliche/r sexueller Gewalt ausgesetzt war und mit dieser Tatsache und den Folgen leben muss? Natürlich ist man noch ganz viel anderes; einfach ein Mensch, der so einiges erlebt hat und damit irgendwie klarkommt. Andere haben Krebs überstanden, oder den frühen Tod eines Elternteils oder Unfälle oder anderes Schlimmes.

Der Unterschied ist, dass – Opfer? Überlebende? Betroffene? – sexueller Gewalt Ausgrenzung befürchten müssen und allermeist auch erlebt haben. Man wird weitgehend damit allein gelassen. Wurde. Es wird ja besser. Aber ein ganz allgemein hilfreicher Umgang ist noch was anderes. Mit „hilfreich“ meine ich zunächst „nicht ausgrenzend“, „nicht abwehrend“, „nicht stigmatisierend“. Ich hätte gerne, dass Menschen ihre Projektionen abschalten, wenn sie auf „Opfer“ treffen.

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