Der Titel sprach mich an, weil er mein Lebensgefühl als Kind und Jugendliche ausdrückte: Mein Selbst wurde verfolgt. Gewalt und Missbrauch waren die Mittel, gar nicht erst ein Selbst bei diesem Kind – mein eigenes Selbst – stark werden zu lassen, sondern es sich möglichst rabiat selbst zu entfremden und es total zu desorientieren, um es desto leichter lenken und manipulieren zu können.
Das ist, was ich schon damals instinktiv wußte: Dass es meinen Peiniger/innen eigentlich darum ging. Dass das u.a. deswegen ihr Ziel war, weil sie selbst so leer waren, und die Leere irgendwie füllen mussten, aus der immer wieder mal ein Zombie sich emporzustrecken drohte – nämlich das geschundene Kind, das sie mal waren – das zu begreifen habe ich dann noch sehr lange gebraucht. Von dem Buch erhoffte ich mir also etwas ganz Anderes als das, was es enthält: Ich wollte wissen, warum das Selbst so vieler Kinder verfolgt wird. Und was das bedeutet, Millionen ehemals verfolgter Selbst(e?s?) als Mitglieder unserer Gesellschaft zu haben.
Das Buch berichtet aber eher vom Stockholm-Syndrom dieser verfolgten „Selbste“: Wie Kinder, die Misshandlungen ausgesetzt sind, brav selbst die störenden Anteile bei sich selbst unterdrücken, so wie die übergriffigen Erwachsenen das ihnen ja beibringen, indem sie sie dazu zwingen. Dass das leider nicht automatisch endet, wenn man / frau erwachsen ist, und wie hilfreich und bereichernd es ist, damit aufzuhören Weiterlesen